Darum ist diese Solar-Managerin gegen Kaufanreize für Solaranlagen

Florian Rinke24.4.2024

Im OMR Podcast spricht Zolar-Geschäftsführerin Sarah Müller über den Aufbau des Startups.

Philipp Westermeyer und Sarah Müller nach der Aufnahme des OMR Podcasts
Zolar-Geschäftsführerin Sarah Müller besuchte OMR-Gründer Philipp Westermeyer in Hamburg, um über den Aufbau des Solar-Startups zu sprechen. Foto: OMR

Sarah Müller hat das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu mit aufgebaut und will nun das Solar-Startup Zolar zum Unicorn machen. Im OMR Podcast spricht die Geschäftsführerin darüber, wie man mit begrenztem Budget Marken baut, warum sie wenig von staatlichen Kaufanreizen für Solaranlagen hält und welche Maßnahmen wirklich helfen würden.

Auf dem Bewertungsportal Kununu erreicht das Startup Zolar eine Bewertung von 4,0 von 5,0 Sternen. Das ist mehr als der Durchschnitt im Bereich Energie. Gelobt werden bei den mehr als 400 Bewertungen die Arbeitsatmosphäre und der Zusammenhalt im Team, die Kommunikation zwischen den Abteilungen könnte allerdings besser sein. Sarah Müller weiß das vermutlich alles – und das nicht nur, weil sie als Teil des Führungsteams qua Amt ein Interesse daran haben sollte, Zolar zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen, sondern auch, weil sie bei Kununu besonders genau hinschaut. Aus persönlichem Interesse.

Seit August 2023 ist Sarah Müller Geschäftsführerin bei Zolar, bei dem sie auch als Chief Commercial Officer arbeitet. Sie will dazu beitragen, dass das Berliner Solar-Startup zum Unicorn wächst und sich weiter gegen die starke Konkurrenz wie Enpal oder 1Komma5Grad behauptet. Doch in ihrem früheren Leben war sie Managing Director bei eben jenem Kununu. Als sie startete, feierte das Unternehmen gerade die eine millionste Bewertung. "Als ich gegangen bin, waren wir bei über vier Millionen", sagt sie.

Marken bauen ohne großes Budget

Sechs Jahre hat es gedauert, um diese mehr als drei Millionen weiteren Bewertungen einzusammeln – und das ohne horrende Marketingaufwendungen. "Als ich bei Kununu angefangen habe, hatten die zum ersten Mal in der Firmengeschichte Marketingbudget und das lag bei 300.000 Euro im Jahr", sagt sie. Auch Zolar solle nachhaltig wachsen, ohne ständig zu viel Geld in die "Google-Slot-Machine" werfen zu müssen, wie sie sagt: "Was kann ich gut? Ich glaube, ich kann mit begrenzten Ressourcen Marken bauen."

2016 wurde Zolar von Gregor Loukidis und Alex Melzer gegründet. Die beiden bauten damals mit Zolar eine Plattform, über die man Solaranlagen kaufen kann. Die Installation übernehmen dann Handwerksunternehmen vor Ort. Zolar ging damit einen anderen Weg als die Konkurrenten Enpal, die mit Solaranlagen zur Miete starteten, oder 1Komma5Grad, deren Geschäft auch durch die Übernahme von Handwerksbetrieben angetrieben wurde. Asset light, nennt Sarah Müller den Ansatz, den sie inzwischen mit einem Management-Team verfolgt, aus dem sich die beiden Gründer längst zurückgezogen haben, um an externe Manager*innen zu übergeben. Gründer Alex Melcher hat diesen Schritt mal mit einer Frage begründet, die er sich selbst gestellt hat: Was braucht es, um den nächsten Quantensprung zu machen?

"Wer soll denn die Anlagen aufs Dach bringen?"

Staatliche Kaufanreize sind es aus Sicht von Sarah Müller jedenfalls nicht. Hausbesitzer würden mit einer Solaranlage im Schnitt 70.000 Euro langfristig sparen, sagt sie: "Das heißt: Keiner muss dir mehr Geld geben, um eine Anlage aufs Dach zu machen." Stattdessen würden Subventionen den Markt immer wieder verzerren. So sei beispielsweise im September 2022 angekündigt worden, den Kauf einer Solaranlage von der Mehrwertsteuer zu befreien. Eingeführt worden sei diese Maßnahme aber erst im Januar. "Das heißt, du hast eigentlich ein Quartal lang den Solarausbau in Deutschland lahm gelegt." Denn natürlich kaufe niemand eine solche Anlage, wenn er wenige Monate später rund 20 Prozent weniger bezahlen müsse.

Viel sinnvoller ist es hingegen aus Sicht von Sarah Müller, wenn die Politik in anderen Bereichen Anreize schaffen würde. "Wer soll denn die ganzen Anlagen aufs Dach bringen? Wenn wir hier wirklich 30 Gigawatt bauen wollen, fehlen uns eigentlich die Installateure", sagt sie. Den Fachkräftemangel zu beseitigen, ist aus ihrer Sicht letztlich die wirkungsvollere politische Maßnahme – nur dass man damit vielleicht bei Wähler*innen nicht so leicht punkten könne wie mit Steuergeschenken.

Was sie von protektionistischen Maßnahmen der Politik hält, wie sie die Träume von einer Trillion-Dollar-Company von Konkurrent 1Komma5Grad bewertet und warum Zolar keine Solaranlagen zur Miete anbietet, verrät Sarah Müller im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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